Selbstdisziplin

‚Ohne Selbstdisziplin wird es nicht gehen‘, so der Physiotherapeut gestern. Da nütze das ganze Massieren nichts, wenn ich meine Übungen nicht täglich mache.

In letzter Zeit werde ich massiv mit diesem Thema konfrontiert: Selbstdisziplin. Ein gesundes Ausrichten und Dranbleiben ohne das praktisch nichts zustande kommt. Das wird mir erst bewusst.

Jeden Tag jammere ich, dass mein Fuß immer noch nicht vollständig beweglich ist, aber mache meine Übungen nicht.

Ich jammere, dass der Stoff für die Prüfung so umfangreich ist, aber ich lerne nicht täglich, wie es nötig wäre.

Ich jammere, dass ich nicht abnehme, aber ich esse oft noch unbewusst.

Ich jammere, dass es hier so chaotisch ist, aber ich räume nicht auf.

Das ist ein Muster.

Ich höre die Stimme sofort: ‚Ach, du hast schon so oft versucht es anders zu machen, aber du hast nie durchgehalten.‘

Da ist es wieder: ich kann nicht durchhalten, daran fehle es mir, behaupten die Stimmen, behauptet meine Herkunftsfamilie.

Die Überzeugung sitzt tief, es ist für mich eine Tatsache, so wie meine Körpergröße. Da kann man halt nichts machen, ich kann eben nicht durchhalten.

Meine Freundin sagte neulich zu genau diesem Thema, dass es überhaupt nicht stimmt. Und wie ich durchhalten kann. Ich habe schließlich meine Kinder nicht verlassen und bin auf eine Insel gezogen, und den inneren Weg gehe ich immer weiter, trotz all der Widerstände und ich halte an meinem Wunsch fest abzunehmen und verfolge den, auch wenn es noch nicht klappt. Das ist Durchhalten.

Oh, so habe ich es noch nicht gesehen.

Wie definiere ich denn Durchhalten?

Das heißt, dass man sein Ziel mit absoluter Härte verfolgt bis es erreicht ist, koste es was es wolle.

Oh, deswegen also. Meine unbewusste Definition von Durchhalten ist die meines Vaters, das hat es von mir erwartet, und folglich ich auch. Das funktioniert nicht lange, das stimmt, zumindest nicht bei mir. Ich glaube nämlich schon, dass manche es fertigbringen über lange Zeit mit ziemlicher Härte vorzugehen. Die habe ich früher immer sehr bewundert.

Wie wäre denn meine heutige, erwachsene Definition von Durchhalten?

Dass ich mein Ziel nicht aus den Augen verliere, mich bewusst ausrichte, für ein Ziel entscheide und mich drauf in meinem Tempo und auf meine Art zu bewege. Dass ich nach dem Hinfallen wieder aufstehe und mich nicht dafür verurteile, sondern dass ich beobachte welches Verhalten nicht zielführend ist und das korrigiere.

Diese Sichtweise des ‚observe and correct‘ habe ich aus dem Buch Thin Within, das mir auch anderweitig weitergeholfen hat, indem sie sagen, dass man nicht abnimmt, wenn man isst, bevor der Magen leer ist, und mehr isst als angenehm. Die haben eine etwas andere Hungerskala, aber übertragen wäre das, nicht vor 3 essen und nur bis maximal 6.

Ich finde deren Hungerskala auch einfacher, es werden nur drei Punkte definiert, 0 ist leer, 5 ist angenehm und 10 ist vollgestopft bis zum geht nicht mehr. Die Zahlen dazwischen sind nicht weiter definiert, was ich gut finde.

Sie sagen, wenn man zwischen 0 und 5 isst, also erst bei 0 und maximal bis 5, nimmt man ab, wenn man früher anfängt, zum Beispiel bei 3 und bis 7 isst, dann hält man das Gewicht und wenn man zwischen 5 und 10 isst nimmt man zu.

Ich finde das sehr richtig, deckt sich absolut mit meinen Erfahrungen. Wenn ich schon bei 4 ( in der alten HS) bis 7 esse, was ich viel praktiziere, dass nehme ich nicht ab, obwohl es ja in diesem System ‚erlaubt‘ ist. Ich glaube hier liegt der Hund begraben.

Ich finde es auch einfacher mit der 0, leer ist leer, da gibt es keine Ausrede, viel klarer für mich als irgendwie den Grad des Hungers zu bestimmen, worauf ich eh keine Lust habe.

Seit ich diese HS kenne, ist mir aufgefallen, dass ich oft esse bevor ich ganz leer bin und öfter mehr als angenehm. Um das zu wissen brauche ich auch keine Zahlen. Kein Wunder also, wie könnte es auch anders sein, als dass ich nicht abnehme.

Neuer Versuch also oder weiter auf dem Weg, das Motto des Monats ist Selbstdisziplin neu interpretiert.